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Fahrplanauskunft

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Bauna-Sprinter: Idee einer direkten Regionalzugverbindung zwischen Kassel-Wilhelmshöhe und Baunatal-Großenritte wird nicht weiterverfolgt – NVV und Partner prüfen stattdessen Ausweitung des Tram-Angebots


Der Nordhessische VerkehrsVerbund (NVV) strebt eine weitere Verbesserung der ÖPNV-Anbindung von Baunatal an. Die Idee einer direkten Regionalzugverbindung von Kassel-Wilhelmshöhe zum Bahnhof Baunatal-Großenritte – auch „Bauna-Sprinter“ betitelt – wird hierbei jedoch nicht weiterverfolgt. Stattdessen soll nun die Möglichkeit einer Tramverbindung zwischen Baunatal und Kassel-Wilhelmshöhe geprüft werden.

Darauf haben sich die Beteiligten NVV, Stadt Baunatal, Stadt Kassel, der Landkreis Kassel, der Zweckverband Raum Kassel (ZRK), die Hessische Landesbahn (HLB), die Regionalbahn Kassel (RBK) und die Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) verständigt. Grundlage dieser Entscheidung ist das Ergebnis der Vorstudie, die der NVV im Oktober 2024 in Auftrag gegeben hatte.

Bei der Untersuchung wurde geprüft, welche Möglichkeiten es gibt, das ÖPNV-Angebot zwischen Kassel und Baunatal auszuweiten und einen spürbaren Mehrwert für die Fahrgäste zu schaffen, ohne das bestehende Angebot – insbesondere auf der Tramstrecke - einzuschränken. Weitere Prämisse war, dass eine mögliche weitere Zugverbindung zwischen Kassel-Wilhelmshöhe und Baunatal im Halbstundentakt verkehren müsste. Außerdem wurde untersucht, inwieweit Eisenbahnfahrzeuge mit alternativen Antriebstechnologien, die dann aufgrund ihrer Bauart länger sind und Auswirkungen auf die Infrastruktur haben, eingesetzt werden können.
Der Studie zufolge sprechen mehrere Gründe gegen die Einrichtung einer direkten Regionalzugverbindung zwischen Kassel-Wilhelmshöhe und Baunatal-Großenritte.

Zum einen gilt auf dem Streckenabschnitt zwischen Altenbauna und Bahnhof Großenritte ein Fahrstraßenausschluss: Der Trambetrieb ist auf diesem Abschnitt nur möglich, wenn sich kein Eisenbahn-Fahrzeug auf der Strecke befindet. Das heißt: Regionalzüge könnten auf dieser Strecke nur fahren, wenn im Gegenzug das Tram-Angebot zwischen Kassel und Baunatal deutlich ausgedünnt würde.  Zudem würde sich das Verspätungsrisiko auf der Strecke erhöhen.

Hinzu kommt, dass die Fahrplanlagen der Tramlinie 5 in Baunatal nicht mit dem Fernverkehr in Kassel-Wilhelmshöhe zusammenpassen. Zumindest jeder zweite Zug im Halbstundentakt müsste unterwegs einen Stopp von mehr als 5 Minuten einlegen, um die in Baunatal und in Wilhelmshöhe jeweils möglichen Slots übereinzubringen. Durch die Fahrzeitverlängerung würde der Fahrzeitgewinn bei jeder zweiten Fahrt gegenüber einem Angebot auf der existierenden Tram-Infrastruktur gegen Null gehen.

Zudem stellt sich die Frage nach der Finanzierbarkeit des Projekts: Es wären erhebliche Investitionen in die Infrastruktur nötig – erforderlich wären unter anderem ein neues Stellwerk in Baunatal sowie Lärmschutzmaßnahmen zur Minimierung der Belastung der Stadtbevölkerung.

Möglich wäre ohne erheblichen Infrastrukturausbau allenfalls ein Regionalzugverkehr zwischen Altenbauna und Kassel-Wilhelmshöhe. Dies umzusetzen, wäre jedoch nicht wirtschaftlich: Die Kosten stünden nicht im Verhältnis zum Nutzen für die Fahrgäste. Es wäre nur der östliche Rand Baunatals angebunden, der Zentrale Omnibusbahnhof würde nicht bedient, und die Umsteigeverbindungen zur Tram an den Haltestellen Baunsberg oder VW-Werk wären nicht optimal.

Die detaillierten Ergebnisse der Studie sollen voraussichtlich im Juni veröffentlicht werden.

Baunatal verfügt schon jetzt über ein sehr gutes und vielfältiges ÖPNV-Angebot mit Regionalzug, RegioTram, Tram, Bus und StadtBus. Eine weitere Verbesserung der Anbindung wäre aus NVV-Sicht aus mehreren Gründen sinnvoll: Bus- und Bahnlinien von und nach Baunatal sind bereits gut ausgelastet, eine Erweiterung der Kapazitäten wird daher immer wieder gefordert. Durch einen weiteren Angebotsausbau lassen sich zudem neue Fahrgäste für den Öffentlichen Nahverkehr gewinnen.

Deshalb verfolgen die Beteiligten nun das Ziel, das Tramangebot zwischen Kassel und Baunatal auszubauen. Derzeit gibt es im Früh- und Nachmittagsbereich an Schultagen durchgängige Tramfahrten zwischen Baunatal und dem Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe. Die Fahrzeit beträgt etwa 30 Minuten. Es soll geprüft werden, ob und zu welchen Kosten eine Takterhöhung auf dieser Tramstrecke möglich ist und ob längere Fahrzeuge auf dieser Linie eingesetzt werden können. Zu klären wäre auch hier die Finanzierung des Angebotsausbaus.

Hintergrundinformation: Bestehendes ÖPNV-Angebot Baunatal
Baunatal ist wochentags zu den wichtigsten Verkehrszeiten, von etwa 6 bis 20 Uhr, je nach Stadtteil, im Viertelstunden-, Halbstunden-, teilweise sogar im 7,5-Minuten-Takt mit Bus und Bahn erreichbar. Alle Baunataler Stadtteile sind montags bis sonntags mindestens im Stundentakt mit dem ÖPNV angebunden. Auch abends und nachts werden viele Verbindungen angeboten.

Die Verkehrsmittel mit den jeweiligen Fahrtzielen sowie in Klammern den jeweils bedienten Baunataler Stadtteilen:

Tram  Tram 2 von/nach Kassel, Schulzentrum Brückenhof (Altenbauna, Großenritte)
Tram  Tram 5 von/nach Kassel, Holländische Straße (Altenbauna, Großenritte)
Bus  Bus 50 von/nach Kassel-Mattenberg (Hertingshausen, Rengershausen, Kirchbauna)
Bus  Bus 51 von/nach Kassel-Wilhelmshöhe (Altenbauna, Altenritte)
Bus  Bus 53 von/nach Kassel-Wilhelmshöhe/Schauenburg (Altenritte)
Bus  Bus 54 von/nach Niedenstein/Gudensberg (Altenbauna, Großenritte)
Bus  Bus 56 von/nach Fuldabrück/Guxhagen/Edermünde (Großenritte, Rengershausen)
Bus  Bus 153 von/nach Schauenburg/Bad Emstal/Naumburg (Großenritte) 
Regionalbahn  Regionalzuglinien RB38, RB39, RE98 von/nach Kassel-Wilhelmshöhe/Kassel Hauptbahnhof/Frankfurt/Schwalmstadt-Treysa (Guntershausen, Rengershausen)
Regionalbahn  RegioTram RT5 von/nach Kassel-Wilhelmshöhe/Kassel Hauptbahnhof/Guxhagen/Körle/Melsungen (Guntershausen, Rengershausen)
StadtBus  StadtBus, Linien 60 bis 67 (Verknüpfung der Baunataler Stadtteile untereinander, alle Stadtteile außer Altenritte)